Identität
„Wer bin ich?“ - Das ist wohl die häufigste gestellte Frage in Bezug zur Identität und beschreibt diesen Begriff wohl am besten. Die Identität umschreibt das, was uns Menschen zu einer einzigartigen, individuellen Persönlichkeit macht und uns von anderen differenziert. Der Ausdruck kennzeichnet einen Prozess der Selbstreflexion, der sich auf die Vielfalt eines Individuums und den Schwerpunkt der einmaligen Persönlichkeit bezieht. Die Identität lässt sich dabei in verschiedene Elemente abgrenzen. Die kognitive Ebene, welche sich mit dem Selbstkonzept gleichsetzen lässt, entspricht dem Wissen und dem Bild des eigenen Selbst. Die positive, beziehungsweise negative Bewertung dieser Selbstdarstellung wird als emotionale Komponente bezeichnet und stimmt in etwa mit dem Konzept des Selbstwertgefühls überein. Die Frage nach die eigenen Stärke und dem Glauben an sich selbst wird in der motivationalen Ebene aufgegriffen und kann mit dem Konzept der Kontrollüberzeugungen gleichgestellt werden. Da auch der soziale Bezugsrahmen, hinsichtlich des Konflikts mit der eigenen Identität, nicht außer Acht genommen werden darf, ist zudem die körperliche Ebene, auch das sogenannte Körperkonzept, von großer Bedeutung für die Identitätsfindung (Faltermaier et al., 2013).
Die Identitätsbildung an sich gilt als bedeutende Entwicklungsaufgabe des Jugendalters, welche aber grundsätzlich als lebenslanger Prozess gesehen wird. Zur Findung der Identität gibt es laut Marcia (1980) vier Identitätsstadien, die durch das Auftreten einer Krise und dem Erleben einer inneren Verpflichtung voneinander unterschieden werden können. In der Phase der diffusen Identität fehlt es einer Persönlichkeit an einer augenscheinlichen Vorstellung von sich selbst. Junge Menschen, welche sich ohne Überlegung auf die Identität einer Bezugsperson festsetzen, besitzen eine übernommene Identität. Steht das Individuum vor einer Krise, vergleicht dieses, in der Stufe des Moratoriums, unterschiedliche abweichende Werte und Verpflichtungen. Am Ende dieser Krise wird sich, im stabilsten Stadium der erarbeiteten Identität, durch kritische Auseinandersetzung mit sich selbst und seinen Mitmenschen, auf eine Identität festgelegt. Diese Identitätsphasen sind laut Marcia (2002) jedoch nicht an eindeutige Altersphasen gebunden, sondern werden mehrfach durchlaufen und können auch in einem späteren Entwicklungsstand infrage gestellt werden (Lohaus et al., 2010). In Eriksons (1966) Entwicklungsmodell heißt es, um psychisch gesund und aktionsfähig zu bleiben, sollte ein Individuum seine eigene Identität bewahren und eine gewisse Stabilität dieser Identität gewährleisten. Dies sei ein essentieller Ansatzpunkt zur Weiterentwicklung und zur Bewältigung von Herausforderungen und Problemen im Erwachsenenalter. Heutzutage zweifelt man an einer stabilen Identität und geht davon aus, dass sich diese als wesentliches Lebensthema erweist und eine unmerkliche Kernfrage im Verlauf des Erwachsenenalters bleibt. Durch die Veränderungen der modernen Zeit herrscht für Individuen, auch im fortgeschrittenen Alter, ein ständiger Anpassungsdruck an wandelnde Lebensumstände, veränderte soziale Kontakte und mediale, sowie berufliche Änderungen und Aufgaben. Das Identitätskonzept einer Persönlichkeit ist daher ständig im Wandel und kann nicht mehr als fixierte schematische Darstellung festgelegt werden (Faltermaier et al., 2013).
Literatur:
Erikson, Erik H. (1966). Kinderspiel und politische Phantasie. Stufen in der Ritualisierung der Realität. Frankfurt a.M.: Suhrkamp.
Faltermaier, T., et al. (2013). Entwicklungspsychologie des Erwachsenenalters. Kohlhammerverlag
Lohaus, A., et al. (2010). Entwicklungspsychologie des Kindes- und Jugendalters für Bachelor. Lesen, Hören, Lernen im Web (Lehrbuch mit Online-Materialien): für Bachelor. Springer.
Marcia, J. E. (1980). Identity in adolescence. In J. Adelson (ed.), Handbook of Adolescent Psychology, New York, Wiley
Marcia, J. E. (2002). Identity and Psychosocial Development in Adulthood. Identity: An International Journal of Theory and Research