Humanistische Gesprächsführung
„Ich fühle mich glücklicher, nur weil ich ich selbst bin und andere sich selbst sein lasse!“
Carl R. Rogers
Die humanistische Gesprächsführung, beziehungsweise auch personen- oder klientenzentrierte Psychotherapie, ist vor allem durch den weltbekannten Psychotherapeuten und -analytiker Carl R. Rogers entstanden. Dieser beschäftigte sich ehemals hauptsächliche mit der Psychoanalyse und dem Behaviorismus. Als Gegenmodell dazu entwickelte Rogers seine eigene Vorstellung der Selbstbestimmtheit und Freiheit des Menschen, was ihm durch intensive wissenschaftliche Forschungsarbeit nach 12-jähriger Erfahrung als klinischer Psychologe gelang. Die veränderte Sichtweise der neuen Therapieform gilt als revolutionär:
Der Mensch steht im Fokus, anstelle des Problems.
Grundsätzlich geht die humanistische Psychologie von einem positiven Selbst des Menschen aus, welcher negatives Verhalten vorwiegend nur durch gleichartige Erfahrungswerte aufweist. Die Entwicklungsmöglichkeiten des Menschen werden dabei als sehr umfangreich angesehen und können durch die eigene Kraft zu Veränderung geprägt werden. Die damit einhergehende Persönlichkeitsentwicklung baut unter anderem auf die angeborene Neigung des Menschen auf, sein Können zu seinem eigenen Fortschritt zu nutzen (Aktualisierungstendenz). Ein weiterer Baustein der Entwicklung der menschlichen Persönlichkeit findet sich in der subjektiven Realität dessen wieder. Dies bedeutet, dass jedes Individuum Umgebungseinflüsse durch ein eigenes „Sieb“, welches durch persönliche Erfahrungen und Bewertungen geprägt wird, wahrnimmt. Alle Erfahrungswerte die eine Person durch die Kommunikation mit der Umgebung aufnimmt, formen den dritten Baustein der Persönlichkeitsentwicklung: das Selbstkonzept.
Um eine bedeutende psychologische Veränderung des Selbstkonzepts herbeizuführen, werden in der klientenzentrierten Gesprächsführung drei Grundhaltungen vermittelt.
Kongruenz (Echtheit)
Die Echtheit einer Person beschreibt die Transparenz der eigenen Gefühle nach außen. Der/die Therapeut/in soll das innere Befinden mit der eigenen Mimik und Gestik ausdrücken und dabei nichts vortäuschen. Die Authentizität und Offenheit steht dabei im Vordergrund.
Empathie (Einfühlungsvermögen)
Die Empathie bzw. das einfühlende Verstehen definiert das zeitlich begrenzte identifizieren oder nachempfinden der/s Therapeut/in mit dem emotionalen Zustand des/r Klient/in.
Akzeptanz (unbedingte Wertschätzung)
Bedingungslose Anerkennung des/r Klient/in und ihrer/seiner Gefühlslage und Äußerungen ohne Urteil und Einschränkung durch Umgebungseinflüsse bzw. das vollkommene Einlassen des/der Beraters/in auf die Person.
Diese Bedingungen gelten als Grundlage für Humanistische Beratungen und haben bewiesenermaßen einen positiven Einfluss auf die Entwicklung des Klienten. Zudem fördern diese Einstellungen auch private Beziehungen und sind wichtige Bestandteile in der generellen zwischenmenschlichen Kommunikation. Das wichtigste dabei ist, diese Konditionen nicht nur zu kennen, sondern vor allem auch in den notwendigen Situationen realisieren und auch im eigenen Leben anwenden zu können. In Hinsicht auf das Life Coaching bedeutet das, sich selbst zu reflektieren und die eigene Person bestmöglich kennenzulernen und zu begreifen. Wer an seiner individuellen Persönlichkeit arbeitet und diese versteht, kann das auch nach außen tragen und die eigenen Wertvorstellungen an andere Menschen weitergeben und ihnen damit helfen.
Literatur:
Boeger, A. (2013). Psychologische Therapie- und Beratungskonzepte: Theorie und Praxis. Kohlhammer-Verlag
Büttner, C., et al. (2013). Gesprächsführung und Beratung: Sicherheit und Kompetenz im Therapiegespräch. Springer, Berlin
Eberwein, W., et al. (2014). Humanistische Psychotherapie: Theorien, Methoden, Wirksamkeit. Psychosozial Verlag
Roth, W. (2006). Humanistische Konzepte der Beratung. Handbuch Psychologische Beratung, Stuttgart, Klett-Cotta Verlag